20.05.2021 | News
Die RAL Gütegemeinschaft Gebäudereinigung (RAL GGGR) feiert in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. Was im Jahr 1991 als Initiative einiger weniger Unternehmen begann, hat sich heute zu einer stattlichen Gemeinschaft entwickelt. Ihr gemeinsames Ziel war und ist es, qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu erbringen und dies auch jährlich von externen Experten verlässlich überprüfen zu lassen. Derzeit sind knapp 50 Unternehmen bundesweit dabei, die insgesamt rund 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und etwa 430 Millionen Euro Umsatz repräsentieren.
Richard Föhre, der seit 2011 Vorstandsvorsitzender der RAL GGGR ist, weiß, dass angesichts von rund 25.000 Gebäudereinigungsunternehmen in Deutschland die Mitgliederzahl überschaubar ist. „Unser Ziel ist es nie gewesen, eine Massenveranstaltung zu werden", sagt der Gebäudereinigermeister, „sondern wir wollen die Unternehmen an uns binden, die sich selbst verpflichten, unsere Güte- und Prüfbestimmungen einzuhalten." Föhre weiter: „Wir sind, wenn man so will, eine Art Orientierungsstifter in einem sehr dynamischen Markt, weil wir Unternehmen repräsentieren, deren Qualitäts-Credo keineswegs nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern die ihre Performance jedes Jahr durch externe Prüfinstitute überwachen lassen. Das ist einzigartig in der doch oft in Misskredit gebrachten Branche. Die Prüfergebnisse dienen zudem der internen Qualitätsentwicklung der Mitgliedsbetriebe. Schwachstellen werden erkannt, kommuniziert und können so abgestellt werden."
Richard Föhre und die RAL GGGR haben der „Billig-Mentalität" den Kampf angesagt. Wie viele andere Branchen auch, ist die Gebäudereinigung einem, wie er es formuliert, „harten Preiswettbewerb" unterworfen. Das ist nicht weiter verwunderlich, spielen die Ausgaben für die Unterhaltsreinigung in der Kostenstruktur der beauftragenden Unternehmen eine bedeutende Rolle. Folglich richten sich die Augen der Auftraggeber sehr stark auf die Summe, die unter dem Strich des Angebotes steht. Das alleinige Wertungskriterium „Preis", also die Vergabe an den „Billigsten", ist, so die Erfahrungen von Föhre, „leider" nach wie vor sehr verbreitet. Besondere Leistungsdifferenzierungen von anbietenden Dienstleistern bleiben dabei unberücksichtigt. Der gelernte Gebäudereinigermeister kann angesichts dieser „Kurzsichtigkeit" allerdings nur den Kopf schütteln: „Billig geht immer zulasten der Qualität, des Werterhalts der Immobilie und der Menschen, die dort arbeiten oder leben." Deshalb plädiert die RAL GGGR seit vielen Jahren für eine qualitätsorientierte Ausschreibung von Reinigungsleistungen.
Föhre: „Mehr Qualität in der Gebäudereinigung muss allerdings nicht zwangsläufig ein Vielfaches mehr kosten." Wichtig ist, dass ausschreibende Unternehmen ihren Leistungs-Qualitätswunsch nach den zur Verfügung stehenden Geldern formulieren. Sprich: Leistungen müssen durch ihre Art und Häufigkeit im Verhältnis zu den Mitteln stehen, die für die Reinigung bereitstehen. Denn sein Credo lautet: „Nur, wenn ich dem Budget entsprechende Leistungen ausschreibe und diese plausibel kalkulieren lasse, kann ich sie in der Umsetzungsphase einfordern und, wenn sie nicht erbracht wurden, sanktionieren. Qualität in der Reinigung zu erhalten, ist letztlich das Ergebnis eines zielorientierten Vorgehens, das mit dem effizientesten Ressourceneinsatz das bestmögliche Resultat hervorbringt."
Seit drei Jahrzehnten versteht die RAL Gütegemeinschaft Gebäudereinigung ihre Aufgabe darin, dies allen Marktteilnehmern zu vermitteln – durch Veranstaltungen, Informationsmaterialien und die direkte Kommunikation mit Interessierten. Nicht immer ist das nach Ansicht von Föhre ein leichtes Unterfangen: „Allerdings spüren wir langsam ein Umdenken in der Branche, zumindest bei denen, die über den Tellerrand hinausschauen."
Die Pandemie hat den Blick auf die Gebäudereinigung zusätzlich etwas geschärft und dazu geführt, dass zum Teil die stark verkürzten Reinigungsturni vielerorts wieder erhöht und Leistungsverzeichnisse von Seiten der Auftraggeber ergänzt wurden. Dieser „Aufschwung" in Sachen Reinigung habe einen wichtigen Teil zur Virus-Bekämpfung beigetragen, drohe jetzt aber wieder abzuebben. Aus diesem Grund appelliert der RAL-Vorstand an alle Auftraggeber, Reinigungsleistungen grundsätzlich – auch nach der Pandemie – höchste Priorität einzuräumen.